Wetten Dass..?!? - Slacklining goes big!
Ich stehe auf dem Podest mit den anderen Wettkandidaten. Eigentlich war die Mission jetzt schon erfüllt – Slacklining kennen jetzt ca. acht Millionen Menschen mehr! Jetzt gehts aber für mich noch um die Wurst. Der Preis ist heiß! Es wird ernst: die erste Wette von vier ist soeben raus geflogen. Nur noch drei! Nächste Entscheidung: ich bin immer noch dabei! Nur noch zwei, ...Auto oder kein Auto? Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Kaum auszuhalten! Da steht der Monitor mit dem Zuschauervoting. Die Säulen mit der Prozentangabe sind allerdings noch ohne Beschriftung. Tunnelblick! Was wäre wenn...? wieder: Tunnelblick! Ich nehme nichts mehr um mich herum war. Jetzt! Das Ergebnis! Kurzes Zögern...
Aber zurück zum Anfang.
Ende des letzten Jahres war klar: Ich darf zu Europas größter Unterhaltungssendung, zu „Wetten Dass..?“. Bäm! Das sitzt! Und auch die Wette, die ich mir ausgedacht habe stimmt mich positiv und macht Laune. Auf einer 15m langen Slackline gilt es in einer Zeit von zwei Minuten mit je einem Buttbounce acht am Boden befestigte Luftballons zum Platzen zu bringen. Der Trick an sich sitzt ziemlich gut, allerdings verlangt die Länge der Line doch noch einiges an „Adjustment“: Wie groß muss der Abstand sein in dem die Ballons angebracht werden? In welcher Entfernung zum Fixpunkt kann der erste (bzw. letzte) Ballon zum Platzen gebracht werden? Reicht die Spannung, damit ich in der Mitte nicht den Boden berühre? Es gibt also noch viel zu tun!
Für das Training, organisieren mir die Leute vom ZDF eine Trainingshalle, die den Bavaria Filmstudios gehört – in einer stillgelegten Aluminiumschmelzerei verbringe ich zahlreiche Abende mit Luftballons aufblasen und trainieren. Bis zur Abreise nach Erfurt – dort wird die Sendung am 27.2. stattfinden – werden ca. 250 Luftballons ihr Leben unter der Last meines „wuchtigen Hinterteils“ lassen, wie die Süddeutsche Zeitung später schreibt. Mit der Zeit steigt mein Selbstvertrauen, da es von Mal zu Mal besser klappt. Aber die 100%-ige Sicherheit lässt sich trotzdem nicht einstudieren.
Szenenwechsel:
Erfurt, T minus 2 Tage:
Auch beim Set-Up in der für die Sendung umgebauten Messehalle stellt sich schnell heraus, dass die Spannung der Line für Ge- oder Misslingen der Wette den entscheidenden Faktor darstellt. Da ich allerdings als erste Wette der Show eingeplant bin, stellt sich etwas Erleichterung ein, da wir genug Zeit zur Verfügung haben, den Aufbau nach meinen Wünschen vornehmen zu können. Das Vorkommando, das für die Proben mit angereist ist sind: Meine Freundin Katy Schmohl und Andi Frank, der sich um die Verankerung der Slackline-Gestelle im Boden gekümmert hat. An dieser Stelle möchte den beiden einen großen Dank aussprechen: Ihr habt mir die Vorbereitung bedeutend einfacher gemacht und mir die Sicherheit gegeben, die notwendig war, um vor einem so großem Publikum zu bestehen.
Nachdem dann die Line ausreichend gespannt war, musste ich auch schon hinter die Bühne, um den Ablauf der Sendung in der ersten von zwei Proben durch zuspielen. Eine gewisse Aufregung ist zwar bei der Probe vorhanden, führt aber nicht zur Beeinträchtigung der Performance. Alle acht Ballons verabschieden sich mit einem lauten Knall in der geforderten Zeit. Yesssssss!
Erfurt, T minus 1 Tag:
19 Uhr. Generalprobe. Vorher aber treffen wir uns noch mit Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker. Vorab: Ja, die schaut wirklich so gut aus und: ja, der ist auch ohne Kamera eine Laberbacke ;-) ! Die beiden stellen sich kurz vor und unterhalten sich ne Weile mit den ganzen Wettkandidaten, um uns die Nervosität etwas zu nehmen. Funktioniert eigentlich ganz gut. Kurze Zeit später sitze ich in der Maske - eine Erfahrung, die man als Kerl auch nicht allzu häufig macht. Weiter geht’s zu nem Interview Termin fürs ZDF im Foyer der Messehalle. Schnell ne Line zwischen zwei Betonsäulen aufgebaut und kurze Tricksession abgehalten ;-) . Aber viel Zeit bleibt nicht. Jetzt heißt es wieder hinter die Bühne und warten, bis ich endlich Luftballons killen darf! Auch bei der zweiten Probe beginnt alles wunderbar, aber dann beim vierten Ballon wehts mich nach dem Buttbounce von der Slackline runter. Damn! Bin dann nochmal vom Fixpunkt losgelaufen und hab von dort weitergemacht, wo ich abgeflogen bin. Es hat zwar dann noch in Zeit geklappt, jedoch war zu diesem Zeitpunkt noch nicht raus, ob ich einen Joker bekomme. Gemischte Gefühle! Baaasst scho!
Erfurt, T minus 10h:
Nervosität. Nicht in der Messehalle vor der Sendung, sondern tagsüber. Ähnlich gings mir zwar am Tag zuvor auch schon, aber sobald ich dann an der Halle war, fühlte ich mich in einer gewohnten Umgebung. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob dies auch heute so sein würde.
T minus 2h:
Maske. Make-Up auf die Finger! WTF?...aso, HD-Technologie ist schuld. Na gut, ich lass auch das über mich ergehen. Und dann heißts wieder: WARTEN. Hinter der Bühne wurden für die Wettkandidaten eine paar Stuhlreihen aufgebaut, auf denen wir es uns die Sendung über auf Abruf gemütlich machen können. Um 19 Uhr öffnen dann die Pforten für die Zuschauer und die Ränge füllen sich langsam, der Lärmpegel in der Messehalle steigt weiter. Da meine Nervosität bisschen ansteigt, muss ich erst mal etwas chillen – also wird sich erst mal auf die Stuhlreihen gepflanzt und Powernapping betrieben.
Dann geht’s los:
Game Time!
Die Überraschung für meine Großeltern ist super gelungen, sie hatten keinen blassen Schimmer, dass ich in der Sendung als Wettkandidat auftrete und sind dementsprechend sprachlos! Die ersten 20 Sekunden als ich auf die Bühne komme waren ziemlich intensiv: Publikum – gut 1400 Leute – die Kameras, Gottschalk, Hunziker, Reizüberflutung total ;-)
Sobald ich aber im Gespräch mit Thomas bin, rückt das Publikum in den Hintergrund. Auch die Kameras stören kaum mehr. Wirklich bewusst wird mir die Lage erst, wie Thomas mit den Worten „Top, die Wette gilt!“ meinen Startschuss gibt:
1. Schritt, 2. Schritt, 3. Schritt. Dann nehme ich nichts mehr um mich herum wahr – Slackline, Ballons, mehr existiert gerade nicht! Der erste Ballon zickt mich an: „Jetzt gibs ihm!!!“ denk ich mir, nachdem er nicht zerplatzt ist. BÄM!
Auch der Nächste mag mich nicht, im zweiten Versuch muss aber auch er klein bei geben. BÄM! BÄM! BÄM! Jetzt läufts! 8 Ballons zerbouncen: check...
Noch eine kurzer Wortwechsel mit Thomas und ich verabschiede mich wieder hinter die Bühne...Puh! Geschafft – erst mal ne Apfelschorle zum Durst löschen. Der ganze Druck, den ich während der Vorbereitung unbewusst aufgebaut hab, fällt von mir ab. Und dann?Warten - was sonst! „Ich glaub´, ich hab mein Ding ganz gut gemacht“ denke ich mir, was mir auch ein paar SMS die zwischenzeitlich eingegangen sind, bestätigen. Immer wieder laufe ich an dem mit einer Plane abgedeckten Auto vorbei, das der Wettkönig am Ende der Sendung sein Eigen nennen darf. Hab ich wirklich ne Chance, die Kiste mit heim zu nehmen? Nääääääää, unvorstellbar!
Eine Wette nach der anderen nimmt ihren Lauf: Erst Lego-Figuren lutschen und erkennen, dann nur mit Augenmaß ein zwei Löcher auf der gleichen Höhe bohren, zwei Bagger während der Fahrt auf zwei Tiefladern austauschen und noch OP-Besteck am Klang des Aufpralls auf den Boden erkennen.
Schon während der letzten Wette kommt bei mir wieder dieses mulmige Gefühl im Bauch auf, denn alle Wettteilnehmer werden zur Entscheidung, wer nun das Auto mitnimmt, auf ein Podest geführt, wo wir den Ausgang der OP-Wette beobachten können. „Lang dauerts nicht mehr, dann ist es soweit“, so meine Gedanken. Nach ihrer gewonnenen Wette, werden nun noch die beiden letzten Kandidaten zu uns gebracht. Eigentlich war die Mission jetzt schon erfüllt – Slacklining kennen jetzt ca. acht Millionen Menschen mehr! Jetzt gehts aber für mich noch um die Wurst. Der Preis ist heiß! Es wird ernst: die erste Wette von vier ist soeben raus geflogen. Nur noch drei! Nächste Entscheidung: ich bin immer noch dabei! Nur noch zwei, ...Auto oder kein Auto? Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Kaum auszuhalten! Da steht der Monitor mit dem Zuschauervoting. Die Säulen mit der Prozentangabe sind allerdings noch ohne Beschriftung. Tunnelblick! Was wäre wenn...? wieder: Tunnelblick! Ich nehme nichts mehr um mich herum war. Jetzt! Das Ergebnis! Kurzes Zögern...
„SLACKLINE“ steht auf der Säule, die mit 3% Mehrheit von dem Zweitplazierten die meisten Stimmen im Zuschauervoting signalisiert. Nicht möglich! Überschwängliche Freude und ein Dauergrinsen haben sich in diesem Moment für die nächsten Tage in mein Gesicht eingeprägt. Jedoch kann man es in diesem Moment noch gar nicht glauben, dass man ein Auto im Wert von 55.000 Euro mit nach Hause nehmen darf. Das braucht Zeit. Selbst jetzt – Mitte März – ist es immer noch nicht ganz bei mir angekommen ;-)
Wie es dann an dem Abend nach dem Sendung weiterging, ist schnell erzählt: Sachen aus der Kandidatenlounge zusammengepackt und ab zur ZDF-internen After‑Show Party mit freiem Essen und Getränken, wo ich mich endlich mit meinen mitgereisten Freunden treffen und den Abend gebührend feiern konnte!
XXL win.
Bernd Hassmann
„Das Intensive Leben lässt die Stunden kurz und die Erinnerungen lang erscheinen“
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